Türen schließen, Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges!

Als Kind und auch noch lange Zeit danach habe ich die Eisenbahn geliebt. Als ich klein war, haben wir in Aachen gelebt, und eines meiner liebsten Ausflugsziele war der Hauptbahnhof dort, es war ein Kopfbahnhof. Ich wollte Dampfloks gucken – es war Mitte der 1960-er. Auf meinem Wunschzettel zu Weihnachten stand: Modelleisenbahn – da war ich 5. <Ich hatte sie viele Jahre lang. Die Loks und Waggons, die Gleise und Weichen habe ich heute noch, sorgsam verpackt in Schuhkartons.

Später habe ich dann die meisten meiner Reisen mit der Eisenbahn gemacht. Als ich 1985 durch englische Grafschaften getourt bin, hatte ich ein BritRail-Ticket in der Tasche. Das monotone klaklong-klaklong-klaklong der Räder auf den Schienen während einer Bahnreise, das Vorbeiziehen von Landschaften, Dörfern, Städten hat mich bei jeder Reise wieder fasziniert und meiner Phantasie Ideen geschenkt.

Wir machen unsere Zeitreise durch die 25-jährige Geschichte meines Druckateliers also mit der Eisenbahn. Der Zug wird nicht von Plattform 9 ¾ abfahren, aber nicht weit weg davon.

Hogwarts Express, Schottland

Ob Transsibirische, Orient Express oder Flying Scotsman: jeder Langstreckenzug hat eine kraftvolle Lokomotive, die viele Waggons zieht, von denen jeder seine spezielle Ausstattung und sein besonderes Angebot hat, ein Restaurant etwa oder einen Leseraum. Unser Zug, The Fork and Broom exPress, führt eine Bibliothek mit sich, eine Galerie und sogar ein kleines Kino. Fahrgäste können sich während der Fahrt durch alle Waggons frei bewegen – und sogar darüber hinaus. Zeitreisen haben ihre ganz eigenen Möglichkeiten.

Unsere Reise wird 99 Tage dauern und gemäß Fahrplan wird alle drei bis vier Tage ein weiterer Waggon angekoppelt. Jeder Waggon befördert ein Jahr aus der Geschichte des Druckateliers in sich. Zur Ausstattung dieser Waggons gehören die großen Ereignisse des betreffenden Jahres, die das Atelier auf Trab gehalten haben, und ein Überblick zu dem „Was sonst noch geschah“. Es gibt eine Liste aller im betreffenden Jahr veröffentlichten Werke, also Originalgraphiken, Einblattdrucke und Künstlerbücher. Diejenigen Werke, die im Ausstellungswaggon mitgeführt werden, sind mit einer Verlinkung versehen. Reisende können sich damit sozusagen in die Galerie begeben und dort das jeweilige Werk genau ansehen, mitunter sogar in einem kleinen Video, und dann ganz einfach wieder zurück schlendern. Die Jahreswaggons halten eine Sektion bereit mit Kontakten. Hier finden sich Verlinkungen zu einschlägigen Messen, Veranstaltern, Publikationen, Museen, Lieferanten, Organisatoren, Veranstaltungskalendern oder auch Stellen, an denen Newsletter abonniert werden können. Und manchmal gibt es sogar den einen oder anderen Buchvorschlag. Bei einigen Zwischenstopps werden Waggons angehängt, deren Ausstattung ein spezielles Thema präsentiert. Hier finden sich dann auch mitunter Verlinkungen zur Bibliothek des Zuges, die vor allem Beiträge zu den Bereichen Kulturerbe, Buchdruck oder Handsatz und Bleischriften enthält. Manche dieser Verweise gehen auch zu Sammlungen außerhalb des Zuges.

Unsere Reise beginnt am 15. März, das ist der „Tag der Druckkunst“. Es ist der Tag, an dem im Jahr 2018 den künstlerischen, traditionellen Drucktechniken der Status des Kulturerbes zuerkannt wurde.

Wir erreichen unser Ziel am 21. Juni, an dem die Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Ateliers eröffnet wird. Dazu verwandelt sich unsere alte Scheune wieder in die „Galerie auf Zeit“ mit ihrer unverwechselbaren, zauberhaften Atmosphäre.

Jetzt wird es Zeit einzusteigen. Nehmt Platz und macht es Euch gemütlich.

Wir wünschen eine angenehme Reise mit The Fork and Broom exPress.

Annette C. Dißlin

Ein dickes Dankeschön geht an meine liebe Freundin Marianne Midelburg in Australien. Sie hat ohne Zögern angeboten, die englischen Texte korrekturzulesen. Und hat an meiner Seite viele Wochen durchgehalten, bis die 25 Jahre sozusagen „im Kasten“ waren. Sie hat nicht nur Tippfehler aufgespürt, mit ihren Fragen und Anregungen hat sie dazu beigetragen, dass die Texte besser wurden. Wenn jetzt immer noch Fehler in den Texten sind oder Ungenauigkeiten oder Missverständliches, dann liegt das an meiner Sturheit, mit der ich an meinen ursprünglichen Formulierungen festgehalten habe, oder daran, dass ich Mariannes Korrekturen nicht exakt übertragen habe. Alle Fehler in den Texten sind meine Fehler, und nur meine.

Bleibt dran, setzt ein Lesezeichen – die Abfahrt ist pünktlich zum Tag der Druckkunst.

Comments

  1. Was für eine tolle Idee, liebe Annette! Ich gratuliere zum Jubiläum und werde gern immer mal wieder in den Zug einsteigen! Du bist leider nicht im Museum der Arbeit dabei. Da hätten wir uns wieder gesehen. Vielleicht nächstes Jahr? Erstmal viel Glück und Erfolg für die nächsten 25 Jahre Fork & Broom Press!
    Herzlichst Gabi

  2. Vielen Dank, liebe Gabi, für die guten Wünsche. Schön, dass Dir die Idee der Zeitreise gefällt. Ich wünsche Dir viel Freude beim „Mitfahren“. Und, ja, vielleicht klappt es ja nächstes Jahr, dass wir wieder beide in Hamburg auf der Messe sein können. Dir wünsche ich viel Erfolg auf der Messe. Liebe Grüße Annette

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