25 Jahre Druckkunst: Wie alles begann

Möglicherweise so:

Ende der 1970-er erstehe ich eine Spiegelreflexkamera: eine Nikon FM. Ein robustes Arbeitsgerät, kein Schnickschnack. Belichtungsmesser ja, ohne Automatik nein. Sie wird mich über 30 Jahre überallhin begleiten: in schottische Moore, auf schwedische Gletscher, in den polnischen Urwald, durch englische Grafschaften – als robustes Skizzenbuch in allen Situationen.

Mein erster Job nach dem Studium ist als Designerin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Meine Aufgaben: Konzeptionen und Texte entwickeln für Drucksachen in Form von Broschüren, Faltblättern und Plakaten. Auf der Schule hatte ich als Designreferentin einige Jahre die Plakate für Schulveranstaltungen gestaltet. Für Einzelstücke und Kleinstserien habe ich die Schriften und Motive gemalt, Auflagen im Siebdruck auf der kleinen Presse der Schule gedruckt.

Nun entwickle ich als freiberufliche Designerin auf Auftragsbasis Konzeptionen für Gedrucktes und schreibe die Texte dazu. Mit einem Diplom in Biologie im Gepäck, garniert mit einem Quäntchen Kommunikationswissenschaften und Wissenschaftstheorie bin ich gut gerüstet für Recherchen und das Schreiben von Texten aller Art. Bald liegen in erster Linie die kniffligen Themen aus Technik und Naturwissenschaften auf meinem Tisch: die Begleitbroschüre und Texttafeln für eine Ausstellung beim regionalen Energieversorger über die verschiedenen Batterietypen und ihre Anwendungsgebiete, Imagebroschüren über Neuentwicklungen im Sondermaschinenbau, die redaktionelle Betreuung der Publikation einer Flurbereinigungsbehörde.

Gegen Ende der 1990-er Jahre macht sich die Krise in der Druckbranche immer stärker bemerkbar. Statt gedruckter Broschüren wird das Internet immer mehr die Plattform, auf der Unternehmen sich präsentierten. Ein zweites Standbein muss gefunden werden, vorzugsweise eines, bei dem ich produktiv sein kann auch ohne konkreten Auftrag.

US-amerikanische Journalisten wählen derweil Johannes Gutenberg zum „Man of the Millennium“. Sie sehen in ihm die wichtigste Person des zweiten Jahrtausends.

Druckprojekte unabhängig von Kundenwünschen, ganz in Eigenregie umsetzen zu können, das reizt mich schon eine Weile.

In der Kunst sind meine Favoriten der Kubismus und die Drucktechniken, besonders der Holzschnitt. Wenn der Kopf sich in einer Recherche festgefahren hat, dann räume ich den Schreibtisch leer, hole Linolplatten, die Schnitzmesser und das alte Nudelholz. Kleine Originale entstehen, meist Exlibris.

Für eine Druckpresse war bisher kein Platz gewesen. Mit etwas Umräumen könnte das aber hinzukriegen sein.

Mit einer eigenen Presse wären größere Formate möglich, vielleicht sogar eigene Buchprojekte. Das Druckatelier nimmt gedanklich Form an. Am Buchbinder-Colleg in Bad-Cannstatt wird eine Fortbildung angeboten: „Buchbinden für jedermann“ bei Katja Liebig – ich bin dabei.

Im November 1998 bringt Peter Vöge eine KORREX Hannover Hand nach Ebersbach/Fils. Wir müssen die eine oder andere Tür aushängen, um den Halbtönner reinzubugsieren: am Ende steht die Andruckpresse auf ihrem Platz.

Mit dabei hat die damals 42-jährige Presse je einen Kasten 10 p Optima und 24 p Hammer Unziale. Schneller als gedacht sollten es mehr werden.

The first project is a New Year’s print sporting my first woodcut and text, Das erste Projekt auf der neu angeschafften Druckpresse ist eine Neujahrskarte mit einem Holzschnitt, die Texte gesetzt aus Unziale und Optima. Gedruckt auf handgeschöpftes asiatisches Bütten.

Wir fortgesetzt – nächste Folge am 18. März 2024

Comments

  1. Liebe Annette

    Bin tief beeindruckt von deiner Arbeit…. ; die Präsentation und Ideen sind super!

    Herzliche Grüße
    Anne

    1. Ganz herzlichen Dank, Anne. Liebe Grüße Annette

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert