Das Atelier im Jahr 2003

Im Sommer fahren wir nach Mosbach zu Karl Kretschmer. Er zieht mit seinem Betrieb um und gibt daher Restposten aus seinen Papierbeständen ab. Ich übernehme eine Reihe von Qualitäten, die über die Jahre für viele schöne Projekte Verwendung finden werden. Karl füllt am Ende unseren Kofferraum auf mit einem namenlosen, faszinierenden Papier, mit dem ich auch nach 20 Jahren noch gerne arbeite.

Heiner Busers Monotype Gießmaschine

Dieses Jahr können wir das Schriftgießen auf den Monotype-Anlagen von Heiner Buser abschließen. Im Bestand sind nun gussfrisch die Baskerville, die Versalschrift Castellar und die Mercurius. Wir nehmen nicht nur Schriften, sondern auch sehr viele unschätzbare Erinnerungen mit. Immer, wenn es einen Fehlschuss gegeben hat und das Blei an der falschen Stelle in der Maschine fest geworden ist, haben Heiner und Günter die Gießmaschine zerlegen, reinigen und wieder zusammenbauen müssen.

Die drei Monotype-Schriften, die wir gegossen haben: Castellar, Baskerville und Mercurius

Dass er uns ermöglich hat, auf seinen Anlagen Schrift zu gießen, ist ein großer Schatz für uns. Nicht die Schriften selbst, sondern die Erfahrung gemacht zu haben, und zu erleben, dass er stets bereitwillig sein Wissen und seine eigenen Erfahrungen teilt und weitergibt. Von ihm habe ich gelernt, dass es kalibriertes Papier gibt, auf eine definierte Stärke geschliffen, mit dem man einen exakten Papieraufzug auf dem Druckzylinder machen kann – ganz ohne Gummituch. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.

Als Schrift, die im 18. Jahrhundert entworfen wurde, findet die Baskerville Einsatz in dem Band „Über die religiöse Toleranz“. Es ist eine Rede von Graf Mirabeau, gehalten am 22. August 1789 bei der Debatte um die Formulierung der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Der Einband ist aus einem Damaststoff in den liturgischen Farben der katholischen und der evangelischen Kirche, das Vorsatz ist ein Kleisterpapier mit einem Muster aus dem 18. Jahrhundert, handgefertigt von Susanne Krause. Das letzte Exemplar des Werkes erwirbt ein Dame, die es einem jungen Mann schenken will, in dem Versuch, ihn vom Weg in die Radikalisierung abzubringen.

Eine kleine Druckerei ist bereit, ihre drei letzten Setzregale mit Schrift abzugeben, unter der Bedingung, dass weiter damit gearbeitet wird. Damit kann ich gut leben. Nur: eigentlich ist für so viele Regale kein Platz. Aber ich habe nachgemessen: mit etwas umräumen lässt sich da noch was machen. Am Ende kommen drei Setzregale, ein Metall-Stehsatzregal und ein Arbeitstisch mit Überlänge ins Team. Dabei sind auch die Schriften Vendôme und Maxim. Das Stehsatzregal aus Metall kommt zwar klein daher, hat aber viel Gewicht. Und der überlange Tisch wird erst mal hinterm Haus abgestellt, abgedeckt mit einer Plane, – bald kommt der Winter. Was ich da noch nicht weiß: ab Februar ist dann am neuen Standort in Wäschenbeuren genug Platz für ihn.

 

Was sonst noch geschah:

Mitunter kommt Schrift ins Atelier, und auf dem Schriftkasten fehlt das Etikett – so geschehen mit einer kleinen Gotischen. Ich habe mit ihr ein Gedicht von Heinrich Heine gedruckt und Georg Kandler ein Exemplar geschickt, mit der Frage, ob er die Schrift vielleicht kennt. Und tatsächlich konnte er sie identifizieren: sie heißt Gronau Gotisch.

Ein Handtiegel im Format A5 wird angeschafft, ist aber nicht einsatzfähig.

Fortbildung „Schärfen auf Wassersteinen“ bei Harald Welzel am Buchbinder-Colleg

Teilnahme an der 17. Minipressenmesse in Mainz

Im Jahr 2003 werden publiziert:

„Die Schlacht“ – Einblattdruck, Folksong auf Untermalung mit Erdpigmenten

„Schmetterlingstraum“, Einblattdruck, Weisheit auf Bambusstab, gerollt

„Meine Reise nach Polen“ Holzschnittreihe

„Der Frosch un syne Fru“, Künstlerbuch mit 2 Holzschnitten

„Über die religiöse Toleranz“ , Künstlerbuch, die Rede des Grafen Mirabeau (vergriffen)

Einfärben der Druckform mit der Handwalze

Kontakt

Mainzer Minipressenmesse

Minipressenmesse, Mainz

Hamburger Buntpapier – Susanne Krause

Einband aus Damast, Handbatik aus Afrika

Wird fortgesetzt – nächste Folge am 6. April 2024

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