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Das Buch über Fort-Sein

Die vergangenen Jahre haben mich viel nachdenken lassen was fort oder weg bedeutet.  Ich habe nachgeschlagen, in Wörterbüchern und habe jede Menge Bedeutungen und Verwendungsmöglichkeiten gefunden.

Ich mich an eine alte Dame erinnert, die in der Nachbarschaft meiner Mutter wohnte. Sie hatte einen kleine Gefährten, einen Dackel mit dem Namen Wastel.  Und eines Tages gab es ihn nicht mehr. Sie hat nie gesagt, er sei gestorben. Sie sagte immer, er sei weg, nicht mehr da.

Weg-Sein kommt in verschiedenen Formen. Manches Fort-Sein wählen wir, anderes wird uns aufgezwungen. Manches Fehlen ist vorübergehend, anderes ist dauerhaft. Manches Weg-Sein ist wie eine Erleichterung, anderes tut weh. Manches Fehlen bemerken wir kaum, ein anderes verändert unser Leben grundlegend.

Darüber hinaus gab es diesen Jahren eine anhaltende Flut von Nachrichten über Flüchtende. Wie kaum eine andere Gruppe sehen sich Migranten und Flüchtlinge dem Fort-Sein besonders ausgesetzt. Vielleicht sind ihre Häuser zerbombt, ihre Familie und Verwandten umgekommen. Ihre Aussichten auf eine Ausbildung oder darauf, einmal den Lebenunterhalt verdienen zu können, verflüchtigen sich in dem Moment, in dem das politische Regime sich ändert. Möglicherweise bleibt ihnen nur, was sie tragen können oder es bleiben ihnen nur die Kleider auf ihrem Leib – alles andere ist fort und zerstört in einem kurzen Moment des Bombenhagels.

Und es gibt Menschen, deren Zuhause wird Opfer einer Flutkatastrophe – das muss nicht ein Monsunregen sein, es kann auch sintflutartiger Regen im Lake District sein. Oder das Heim fällt einem Erdbeben zum Opfer, in Japan oder Italien. Oder alles brennt nieder in Waldbränden oder Buschfeuern, in Australien oder Spanien. Tornados machen aus Häusern Kleinholz in den US. Winterstürme lassen Häuser in die Nordsee fallen in Norfolk. Dies sind nur einige der vielen Varianten, in denen wir dem Fort-Sein begegnen.

In den Nachrichten wird von der Katastrophe erzählt, vom Krieg, von den Bomben oder dem Unglück. Die Nachrichten erzählen nicht von den Menschen, die all ihre Familienfotos verlorengeben, ihr Lieblingskuscheltier, die Geige, auf der Großvater immer gespielt hat. Es mögen kleine Dinge sein, aber sie sind nicht zu ersetzen. Einmal verloren, sind sie für immer weg.

Als ich die Idee hatte, aus dieser Thematik ein Künstlerbuch zu machen, walklar, dass dieses Buch ganz anders werden würde, als die Bücher, die ich davor gemacht hatte. Ich würde dieses Buch konzipieren und durchplanen müssen, weit weg von meinem Atelier. Dann würde ich meinen Koffer packen und mich auf die lange Reise zu meinem Atelier machen, wo ich dann für begrenzte Zeit sein würde. In diesem Zeitfenster würde ich alles drucken, zuschneiden und einpressen müssen, was ich für das Buch brauche. Wenn ich zurück gefahren sein würde, dann stünden mir keine Geräte mehr zur Verfügung. Die Pappschere, der Ziller, die Druckpresse und die Bleischriften – alles würde 500 Kilometer weit weg sein. Vor der Rückfahrt packte ich mir ein Box mit den Handwerkzeugen, die ich brauchen würde: Ahle, Buchbinderndem, Falzbein, Heftzwirn.

Dies ist das letzte Buch, das am alten Standort gedruckt wurde, aber seist dort nicht vollständig gefertigt. Die gedruckten und gefalzten Bogen habe ich an einem improvisierten Arbeitsplatz geheftet. Dieses Buch ist nicht einfach über die Bedeutung von Fort-Sein. Es ist entstanden in unterschiedlichen Stadien des Fort-Seins – ein Teil der Substanz dieses Buches ist Fort-Sein. In gewissem Sinne atmet es Fort-Sein.

Das Künstlerbuch erscheint als Reihe von 12 Unikaten. Jedes der 12 Bücher enthält ein individuell zusammengestelltes Set von 12 Fotos, die jeweils in irgendeiner Weise das Thema Fort-Sein visualisieren. Die Textpassagen stammen aus Wörterbüchern und Lexika und sind von Hand gesetzt. Alle Bücher sind in koptischer Heftung gefertigt. Der Einband ist aus grauem Gmund Bee Karton. Zwischen den Seiten sind zum Schutz der Fotografien Pergamynbögen eingeheftet. Das Künstlerbuch wurde 2015 beim Fine Press Book Fair in Oxford vorgestellt. Nur Wochen davor verstarb der langjährige Messemanager Toby English.

Preis Euro 70,00 zzgl. Versand
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Exemplar 1/12: Die Bilder zeigen Ausschnitte der Originalphotographien

Exemplar 6/12: Die Bilder zeigen Ausschnitte der Originalphotographien

Exemplar 12/12: Die Bilder zeigen Ausschnitte der Originalphotographien