Escaping the Embers

Das gezielte Zerstören von Büchern, Bibliotheken, Schulen, Buchläden, Verlagshäusern, Archiven ist für mich unverzeihlich. Der daraus resultierende Verlust an Wissen und kulturellem Erbe kann kaum wieder gut gemacht werden. Vieles wird unwiederbringlich verloren sein.

Menschen brauchen freien Zugang zu allen Arten von Wissen, um Bildung zu erlangen. Und nur Bildung kann uns die Kompetenz und Stärke geben, mit denen wir den Herausforderungen, die die Zukunft stellen wird, die Stirn bieten können. Es ist unsere Bildung, die uns Einsicht gibt und uns in die Lage versetzt, zu verstehen, zu einem Standpunkt zu kommen und Entscheidungen zu treffen. Aber noch viel wichtiger ist dies: Bildung will uns hinführen in eine Welt der Menschlichkeit, Bildung will uns lehren, uns gegenseitig mit Respekt zu begegnen – ganz gleich in welcher Kultur oder Religion wir geboren wurden oder aufgewachsen sind. Und um uns zu einer gebildeten Person zu entwickeln, dazu brauchen wir Bücher und Bibliotheken und Archive und Buchläden und Schulen und Universitäten – und alle Menschen müssen Zugang zu all diesen Einrichtungen haben können.

Der Einblattdruck „Escaping the Embers“

Aus der Glut der abgebrannten Bibliotheken der Welt erheben sich zwei Paare von beschriebenen Buchseiten, wie die Schwingen eines Schmetterlings, sie fliegen auf in der Wolke stiebender Asche. Auf diesen Seiten stehen handgeschrieben die grundlegenden Ideen der Menschheit, die Essenz unserer Weisheit, dessen was wir Glauben und unserer Erkenntnis. Der Schmetterling trägt sie davon, als wären sie seine kostbaren Eier. Bei den Schmetterlingen schlüpfen aus den Eiern die Raupen, die sich zu Puppen einspinnen und dann als neue Schmetterlinge schlüpfen. Mit aufgeschriebenen Gedanken und Ideen ist es ganz genau so: sie werden in den Geist der Lesenden gelegt, wo sie sich zu Gedanken entwickeln und irgendwann als neues, wunderbares Wissen schlüpfen – sei dies in der Form von Gedichten oder Geschichten, als wissenschaftliche Arbeit oder philosophische Erkenntnis – und am Ende stehen neue Bücher.

Nichts wird vollständig verloren sein. Brandstiftung kann nicht siegen. Und mit seinem zarten Flügelschlag wird dieser ganz besondere Schmetterling den Lauf der Dinge in der Welt irgendwann verändern. Wenn es nötig sein sollte wieder und wieder.

Vor dem Druck habe ich die Bögen einzeln eingefärbt in den Farben von Feuer und Asche. Die Farbe ist speziell aus Erdpigmenten angerieben. Am Boden, wo die Asche liegt, sind Zahlen und Buchstaben gedruckt. Dies sind die Koordinaten von 33 Bibliotheken, die über die Jahrhunderte in Brand gesetzt wurden in der Welt, von Alexandria in Jahr 391 vor Christus bis Tripolis ins Jahr 2014. Diese Zeilen dokumentieren Orte, an denen Weisheit und kulturelles Erbe gezielt zerstört wurden. Schmetterlinge sind zart und verletzlich, aber mit ihrem taumelnden Flug entkommen sie Gefahren, einfach nur dadurch, dass sie ihrem Naturell folgen. Ein Schmetterling scheint nicht da zu sein, aber seine verschiedenen Lebensstadien können im Verborgenen liegen, ohne dass wir sie sehen. Das Schmetterlingsmotiv nimmt auch Bezug auf den Schmetterlingseffekt der Chaos-Theorie: kleine Unterschiede, wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels, können einen großen Unterschied machen im Gang der Dinge. Das Muster auf den Flügeln des Schmetterlings ist wie eine Handschrift, die Zeichen wollen anmuten wie die Alphabete oder Schriften unserer Welt: arabisch, lateinisch, hebräisch, asiatisch …

Das gezielte Zerstören von Büchern, Bibliotheken, Schulen, Buchläden, Verlagshäusern, Archiven ist für mich unverzeihlich. Der daraus resultierende Verlust an Wissen und kulturellem Erbe kann kaum wieder gut gemacht werden. Vieles wird unwiederbringlich verloren sein.

Menschen brauchen freien Zugang zu allen Arten von Wissen, um Bildung zu erlangen. Und nur Bildung kann uns die Kompetenz und Stärke geben, mit denen wir den Herausforderungen, die die Zukunft stellen wird, die Stirn bieten können. Es ist unsere Bildung, die uns Einsicht gibt und uns in die Lage versetzt, zu verstehen, zu einem Standpunkt zu kommen und Entscheidungen zu treffen. Noch wichtiger ist: Bildung ist, wenn auch ein langer, doch der einzige Weg hin zu einer Welt der Menschlichkeit, des Respekts und des Verständnisses für einander – in der es keinen Unterschied macht in welcher Art von Kultur oder Religion jemand geboren wurde oder aufgewachsen ist.

Um zu gebildeten Menschen heranzuwachsen, brauchen wir Bücher und Bibliotheken, Archive und Buchläden, Schulen und Universitäten – und jeder Mensch muss dazu Zugang haben.

Der Einblattdruck „Escaping the Embers“ ist mein Beitrag zum Projekt „Absence and Presence: A Printmaking Response to the Bombing al Al-Mutanabbi Street“. Der Abgabetermin für meine fünf Blätter für dieses Projekt war der 11. Oktober 2014. Am 10. Oktober 2014 hat Malala Yousafzai den Friedensnobelpreis erhalten, für ihren Kampf um das Recht, zur Schule gehen zu dürfen und Bildung zu erlangen.

 

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