Meine Andruckpressen

KORREX Hannover 50×70, Juli 2017

Meine erste Druckpresse wurde im November 1998 angeliefert: eine KORREX Hannover Zylinder-Andruckpresse, die vollständig von Hand bedient wird. Und ich kann sagen: diese Presse war mir ein äußerst erbarmungsloser Lehrer. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Sie kam mit dem Standard-Farbwerk mit drei Auftragswalzen, eine davon, die mittlere, mit einem kurzen Bolzen auf den der Handgriff zum Verreiben der Druckfarbe aufgesetzt wird.

 

Arbeit an der KORREX

 

Handwalzen, 2004

Wie so oft mit derlei alten Geräten, so war es auch hier: die Presse – Baujahr 1956 – war viele Jahrzehnt im Einsatz unter rauen Bedingungen. Sie ist von der harten Arbeit in der Druckerei gezeichnet. Leider waren die Auftragswalzen nicht im besten Zustand und der Bolzen zum Aufsetzen des Handgriffes war  verbogen. Über etliche Jahre konnte ich mir die Reparatur nicht leisten und habe alles, was ich gedruckt habe, mit Handwalzen eingefärbt.

Einfärben mit der Handwalze, 2004

 

Der kleine Niak, 2001 (vergriffen)

Mein erstes Künstlerbuch „Der Kleine Niak“ ist eine Gute-Nacht-Geschichte, die ich einst für meine Patentochter geschrieben hatte. Die Geschichte ist Mitte der 1980-er nach einer Reise nach Schwedisch Lappland entstanden. Ich habe vier Holzschnitte entworfen und geschnitten passend zum Text. Das kleine Buch ist 2001 erschienen und ist seit einigen Jahren vergriffen. Der Druck war mit einigen Herausforderungen verbunden. Eine davon war, die 10p Baskerville-Lettern gleichmäßig einzufärben mit der Handwalze.

 

Fernöstliches Schmausbuch, 2002 (vergriffen)

 

Fernöstliches Schmausbuch, 2002 (vergriffen)

In den folgenden Jahren habe ich einige Künstlerbücher gedruckt: ein philosophisch-typographisches Kochbuch, ein umgeschriebenes Grimm’sches Märchen, eine Rede von Graf Mirabeau über religiöse Toleranz, ein Buch zu den Menschenrechten.

Und für jedes von ihnen musste der Satz von Hand eingefärbt werden. Über das Drucken der Künstlerbücher und Einblattdrucke hatte ich irgendwann den Dreh raus. Es wird aber immer eine knifflige Aufgabe bleiben vor allem nit Schriften, die kleiner sind als 16p.

 

Graf Mirabeau „Über die religiöse Toleranz“, 2003 (vergriffen)

Ich musste geduldig bleiben bis zum Sommer 2006, als ich endlich das Farbwerk zur Reparatur geben konnte. Wir fuhren nach Pforzheim, wo die KORREX einst gebaut worden war bei der Firma Max Simmel. Obwohl in dem Familienunternehmen schon lange keine Druckpressen mehr gefertigt wurden, war man dort sehr hilfreich. Der verbogene Bolzen wurde gerichtet und man hat die Auftragswalzen weggeschickt, um sie neu beziehen zu lassen. Wenige Wochen später kamen sie zurück in 1A-Zustand.

 

GRAFIX, Druck der Beileger für Matrix 32 (2014)

Im Frühsommer 2010 kam Verstärkung fürs Team in Form einer GRAFIX-Andruckpresse. Ihr Druckformat ist zwar etwas kleiner als das der KORREX, aber sie hat zwei ganz besondere Extras: ein elektrisches Farbwerk und ein verstellbares Fundament. Der Druckzylinder selbst wird von Hand bewegt. Die Presse ist vermutlich um 1964 gebaut worden. Sie braucht etwas mehr Stellfläche als die KORREX, die für ihr Druckformat von 50×70 cm eine extrem kompakte Bauform hat.

 

Rucola, 2010,das erste Künstlerbuch, das auf der GRAFIX gedruckt ist

 

Die KORREX (vorne) und die GRAFIX (hinten) in 2016, vor dem Umzug

Meine beiden Andruckpressen ergänzen sich perfekt. Die KORREX ist phantastisch zum Druck von Holz- und Linolschnitten sowie den Druck im Plakatformat, während die Grafix bei Textdruck für die Künstlerbücher brilliert. Auf ihr sind unter anderem folgende Künstlerbücher gedruckt: „Woods in Winter“, ein Gedicht von Henry Wadsworth Longfellow (gedruckt 2014), und „away“, ein Buch über die verschiedenen Aspekte des Fortseins (gedruckt 2015).

 

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