Das Atelier im Jahr 2006

An der Bibliothek von Alexandria in Ägypten findet die Zweite Internationale Biennale für das Künstlerbuch statt. Mein Werk „MenschenWürdeRechte“ wird akzeptiert und in den Bestand der Bibliothek aufgenommen.

Auf einer traumhaften Reise in den atemberaubenden wilden Norden von Schottland im Sommer entdecken wir die erstaunliche „Carrbridge“, eine alte Steinbrücke die nächstes Jahr eines der Motive für Linolätzungen sein wird. Und während wir weg sind, kann endlich das Farbwerk meiner KORREX instand gesetzt werden, mit tatkräftiger Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Firma Simmel in Pforzheim, genau die Firma, bei der einst im Jahr 1956 meine Presse gebaut wurde.

In dem Künstlerbuch MenschenWürdeRechte hatte ich bereits mit der Technik des Handabriebes gearbeitet. Es ist ein reizvolles Verfahren. Ein Druckstock wird eingefärbt, der Papierbogen aufgelegt und dann wird die Rückseite des Bogens berieben, bis die Farbe vom Druckstock auf den Papierbogen übertragen ist. Dieses Abreiben kann mit dem Falzbein, einem Löffel, einem Baren oder dem Handballen erfolgen. Es ist mühsam, vor allem bei großflächigen Motiven, aber durch Variation der Stärke des Abreibens lässt sich das Motiv zusätzlich gestalten. Es gibt Situationen, in denen ein Druckstock nicht in der Druckpresse gedruckt werden kann, zum Beispiel weil er schlicht zu groß ist. Bei der Arbeit mit Buchdruckpressen gibt es noch zwei weitere Kriterien: hier müssen alle Druckformen, egal aus welchem Material, auf ihrer gesamten Fläche gleiche Höhe haben, und diese Höhe muss der Schrifthöhe entsprechen, für die die Druckpresse gebaut ist. Jeder Druckstock der dicker, also höher ist, und/oder uneben, kann in einer Buchdruckpresse nicht gedruckt werden. Vor allem größere Druckstöcke aus Vollholz, nicht aus verleimter Platte, sind oft verworfen oder variieren in der Dicke und können dann nur im Handabrieb gedruckt werden.

Das trifft auch für die Druckstöcke zu, die für das Künstlerbuch „Wo roter Mohn tanzend blüht“ geschnitten wurden. Es sind ausgesprochen reizvolle Reststücke aus Eiche, die ich von einem Tischler übernehmen konnte. Die Stücke sind zum Teil an den Rändern gerissen, uneben und die Kanten heben keine rechten Winkel Die Motive sind Mohnblüten, die im Wind tanzen. Sie sind in das harte Holz geritzt und jedes Motiv ist von Hand standgenau auf seinen Bogen Büttenpapier abgerieben. IIn einem zweiten Durchgang wurde dann der Text auf der Druckpresse eingedruckt.

Künstlerbuch: „Wo roter Mohn tanzend blüht“, Leporellofaltung, Holzschnitte

Das Werk ist ein Leporellobuch, bei dem die Einzelbogen durch mohnrote Fälze miteinander verbunden sind. Ich habe dafür den Text des Folksongs „No Man‘s Land“ von Eric Bogle ins Deutsche übertragen – Eric Bogle hat mir das freundlicherweise erlaubt. Das Lied handelt von einem 19-jährigen Soldaten, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Nach Kriegsende, am 11 November 1918, ist in den zerbombten Felden Nordfrankreichs der Mohn in großen roten Felder aufgeblüht. Das Leporello liegt in einer Mappe mit einem Verschluss aus mohnrotem Satinband und Buchs-Ästen. Buchs ist ein Symbol für das ewige Leben und wird häufig als Einfassung von Gräbern verwendet.

Was sonst noch geschah:

Im März verlässt uns unsere treue Kameradin Tita im stolzen Alter von 14 Jahren.

Teilnahme am 6. Buchmachermarkt in Mosbach

Teilnahme am Kurs „Chinesische Kalligraphie“ bei Man Hou-Kolb

Einzelausstellung „Der Schein der Weisheit“ – Aphorismen auf Papierlaternen

Erste Versuche mit Linolätzung

Im Jahr 2006 werden publiziert:

„Minerva“ Farbholzschnitt von 3 Platten

Graphikreihe „Als es noch Götter gab“ mit Papierbatik, Holzschnitt, Linolschnitt und ersten Linolätzungen

Wo roter Mohn tanzend blüht“ Leporellobuch mit Holzschnitten im Handabrieb – in Mappe

Kontakt
Druckwerkstatt Mosbach

 

Chinesische Kalligraphie auf Papier aus Spargelschalen
Buchmachermarkt Mosbach

Wird fortgesetzt – nächste Folge am 22 April 2024

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