Schmausbuch Nummer 2: Die Geschichten Teil 4
Fupsbüdel
Post-Versal 1935 and Post-Antiqua 1939
Herbert Post (1903-1978) hat beide Schriften in den 1930-ern entworfen. Es war ein erfolgreiches Schriftenduo, das gerne für Hochzeits- aber auch für Traueranzeigen verwendet wurde. Die Karte, mit der meine Eltern meine Geburt zur Kenntnis gaben, ist aus der Post-Versal gesetzt.
Fupsbüdel (Plattdeutsch für Tasche oder Beutel) sind entworfen mit einem Augenzwinkern in Richtung der traditionellen schwäbischen Maultasche. Es sind gefüllte Teigtaschen, die gekocht werden. Die Maultasche ist gefüllt mit Hack und Spinat, die Fupsbüdel werden gefüllt mit Grünkohl gemischt entweder mit Hack oder, in ihrer vegetarischen Variante, mit Linsen.
Ketchup
Forum I (1949) and II (1952); Schadow-Antiqua (1938)
Alle Schriften für diesen Foliobogen sind entworfen von Georg Trump (1896-1985) und haben einen ähnlichen Grundcharakter. Trump war zusammen mit Imre Reiner und Walter Brudi Schüler bei Ernst Schneidler. Er hat später selbst unterrichtet zusammen mit Paul Renner (Vater der Futura) und Jan Tschichold. In den frühen 1930-ern arbeitet er bei der Berthold AG, und ab 1937 für die Schriftgießerei Weber in Stuttgart. Die Schadow und die Forum sind zwei Schriften, die im süddeutschen Raum in vielen Setzereien zum Standardsortiment gehörten.
Passend zu der Farbe, die Ketchup aus roten Beten hat, ist dieses Rezept auf scharlachrotes Bütten gedruckt.
Chutney
TimeScript (1956), Jaguar (1964); Goethe-Antiqua and Schiller-Fraktur
TimeScript und Jaguar sind Schreibschriftenvarianten aus der Hand des Gestalters Georg Trump (1896-1985) und waren wenig eingesetzt. Goethe-Antiqua und Schiller-Fraktur kamen dagegen deutlich abgenutzt ins Atelier, wie dicke alte Freunde zusammen in einem Setzregal, das vermutlich mein ältestes ist. Laut Frachtaufkleber war es 1928 per Bahn an die Druckerei geliefert worden und stand dort, bis es 2010 in mein Atelier umgezogen ist.
