Lushin

Vladimir Nabokov (1899–1977) ist in Sankt Petersburg geboren, musste vor der Oktoberrevolution fliehen, hat von 1919-1922 in Cambridge (UK) Naturwissenschaften sowie russische und französische Literatur studiert und lebte danach in Berlin, bis ihn die Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration zwang. Mit seiner Ehefrau Vera floh er über Frankreich in die USA. Seine Professorenstelle dort konnte er Mitte der 1950-er Jahre aufgeben, nachdem sein zwölfter Roman „Lolita“ sich als Bestseller erwies.

Er hat zahlreiche Romane und Erzählungen geschrieben, bis in die späten 1930-er auf Russisch, später auf Englisch. Meine persönlichen Favoriten sind „Einladung zur Enthauptung (1936/1959), „Pnin“ (1957) und der 1930/1964 erschienene Roman „Lushins Verteidigung“. Letzterer beschreibt das Leben des Lushin von seinen Kindertagen bis ins Erwachsenenalter. Der junge Lushin hat Probleme mit seiner Sozialisation und wird von den Altersgenossen schikaniert. Als er das Schachspiel entdeckt, ist er nicht nur fasziniert davon, sondern entwickelt eine Art von Besessenheit dafür. Über die Jahre zeigt sich sein großes Talent für das Spiel, er selbst verliert darüber aber allmählich mehr und mehr den Bezug zur Realität.

Der Holzschnittzyklus „Lushin“ besteht aus sechs originalgraphischen Blättern . Sie zeigen Szenen aus dem Roman, wobei in jeder der Szenen eine der sechs Figuren im Schach als Protagonist auftritt – sozusagen als Avatar für den Menschen Lushin. In der Vorzugsausgabe sind den Holzschnitten die korrespondierenden Textpassagen aus dem Roman zur Seite gestellt. Im Grunde beschreibt der Roman das allmähliche Verrücktwerden der tragischen Figur Lushin. Gesetzt wurde von Hand aus der 28 p schmalmageren Futura. Die Typographie entwickelt sich parallel zum Roman und wird dementsprechend Schritt für Schritt immer mehr „ver-rückt“ – hier nun im wörtlichen Sinne.

Die Holzschnitte (ca. 50x33cm) sind zum Teil mehrfarbig, auf Johannot-Bütten, die Texte (ca. 29x60cm) sind auf Hahnemühle Büttenkarton gedruckt. Die Blätter liegen in einer Mappe (ca. 60x40cm) aus festem Bütten, die mit einem schwarzen Satinband und einem Ring aus Schneeflocken-Obsidian verschlossen ist.

Vorzugsausgabe; Exemplare 1 bis 11 (6 Holzschnittblätter + 6 Textblätter) Normalausgabe Exemplare 12 bis 22 (6 Holzschnittblätter)

Die Mappe erschien 2001

Die Textpassagen folgen: Vladimir Nabokov, Gesammelte Werke, Band 2, Frühe Romane II, herausgegeben von Dieter E. Zimmer. Copyright 1961 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.

Die Texte sind mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages entnommen aus: Vladimir Nabokov „Lushins Verteidigung“, Übersetzung ins Deutsche von Dietmar Schulte.