Das Atelier im Jahr 2005

Eine Verlagsdruckerei in Schorndorf trennt sich von Setzregalen und Schriften, um Platz zu schaffen für eine moderne Druckmaschine.

Nun wird es langsam auch in den neuen Räumen eng. Ich messe aus, und: ja, mit etwas umräumen kriegen wir das hin.

Handsatz aus der Trajanus – LyriCards

Zwei Mitarbeiter der Druckerei bringen die 8 Regale in einem LKW mit Hebebühne. Ein traumhafter Luxus, denn mit dem dicken Transit hätte ich die Regale einzeln holen müssen. Dabei ist ein sehr altes Regal mit einigen Graden der Schrift Trajanus. Sie war wohl als Brotschrift verwendet worden und zeigt deutliche Gebrauchspuren. Sie ist aber immer noch gut einzusetzen und wird rasch zu meinem Favoriten. Mit dabei sind auch Olympia und Semper-Antiqua.

Ich habe eine erste Schülerin, Susanne hospitiert zwei Wochen im Atelier. Sie hat die Schule abgeschlossen und möchte später Handbuchbinderin werden. Sie wird zwei Bücher von Hand heften und binden, Linolschnitte machen sowie setzen und drucken. Jahre später wird sie mich besuchen mit Kolleginnen aus der Berufsschule: alle sind Auszubildende im Buchbindehandwerk.

Die Menschenrechte waren schon in den vorangegangen Jahren immer wieder Thema, so in dem Einblattdruck aus dem Jahr 2001 zum 11. September und dem Band „Über die religiöse Toleranz“, der 2003 erschienen ist. Sie bleiben als Thema eine Konstante in meinem künstlerischen Schaffen und werden in unterschiedlicher Form immer wieder aufgegriffen. Im laufenden Jahr entsteht das Künstlerbuch „MenschenWürdeRechte“. Es ist eine Auswahl von 16 Artikeln aus der Erklärung der Menschenrechte. Gedruckt ist auf grünes Tintoretto von Fedrigoni. Im Handabrieb ist die Maserung eines verwitterten Holzbrettes gedruckt in Grün, der Farbe der Hoffnung. Diese Maserung entsteht durch die Jahrringe im Holz, in diesen Jahrringen wird die Zeit zu Substanz und damit sicht- und fühlbar – ein Symbol dafür, dass die Menschenrechte Gültigkeit haben über die Zeit. Der Text ist gesetzt aus der Futura – eine Schrift, die sich selbst zurücknimmt, wie keine andere, und dem Inhalt den absoluten Vorrang lässt. Das Buch ist ein Zwillingsleporello. Es ist so gearbeitet, dass es endlos im Kreis geblättert werden kann. Ein Symbol dafür, dass die Menschenrechte Bestand haben ohne Anfang und ohne Ende. Für den Einband ist rote Wildseide verwendet. Eines der edelsten Materialien in der Farbe des Souverän und des obersten Gerichtes.

Was sonst noch geschah:

Fortbildung „Japanische Hefttechnik“ bei Buchbindemeisterin Anke Metz, am Buchbinder-Colleg in Bad Cannstatt

Im Jahr 2005 werden publiziert:

Die Reihe „Verse, Reime, Zungenbrecher“ für Kinder im Grundschulalter entsteht, um zu zeigen, dass Lesen auch Spaß machen kann, und um so Lesekompetenz zu fördern.

Zungenbrecher, Handsatz aus Fette Antiqua, Linolschnitt
Kindervers, Handsatz aus der Schadow-Antiqua, Linolschnitt

 

Menschen Würde Rechte“, Künstlerbuch

„Blues and Beyond“ – Booklet mit Pop-up, Zusammenarbeit mit Harry Hirsch alias Harald Goldhahn

Kollaboration: Der Drucktopf

hrista und Klaus-Uwe Heinrich geben alle zwei Jahre zur Minipressenmesse einen neuen Drucktopf heraus. Beigesteuert werden darf eigentlich alles, was gekocht werden kann. Und Grenzen ergeben sich lediglich durch das Endformat des Buches und die Tatsache, dass Seiten in einem Buch blätterbar sein müssen. Ab 2005 werde ich die folgende Beiträge beisteuern: Bohnengemüse Vampirschreck, Hundkeks, Cock-a-Leekie und die Kümmelsuppe. Die Bücher sind stets so gemacht, dass jeder Originaldruck einzeln herausgenommen werden kann, und jeder Jahrgang hat einen anderen, raffinierten Verschluss. Im Jahr 2009 erhielt die Buchmacherey Helserdeich für ihr Projekt den Förderpreis der Minipressenmesse Mainz. Die Reihe wurde zwischenzeitlich abgeschlossen.

Kontakt

Workshops am Buchbinder-Colleg

Wird fortgesetzt – nächste Folge am 18. April 2024

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